News | 19.03.2017

Marius Jung : Zwischen Sportplatz und Südamerika

„Der Siegerländer Weg" ist das gemeinsame Projekt des 1. FC Kaan-Marienborn und namhafter Unternehmen aus Südwestfalen

1. FC Kaan-Marienborn 2007

Da stand er also, reckte die Arme in den Himmel über dem Breitenbachtal, verharrte ein paar Momente in dieser Pose. Und irgendwie machte Marius Jung vom Fußball-Oberligisten 1. FC Kaan-Marienborn den Eindruck, als glaube er nicht wirklich, was ihm gerade gelungen war.

Doch die Mitspieler, die jubelnd auf ihn zustürmten, ließen keinen Zweifel: Der Rechtsverteidiger vom Aufsteiger aus dem Siegener Stadtteil hatte soeben ein Traumtor geschossen zur zwischenzeitigen 2:0-Führung gegen den damaligen Tabellenführer TSV Marl-Hüls (Endstand 2:1).

Und Wolfgang Leipold, bei den Känern 2. Vorsitzender und Platzsprecher in Personalunion, adelte Jungs ungewöhnlichen Treffer in seiner Lautsprecher-Ansage: „Ein Tor, wie von Rembrandt gemalt.“ 

Dabei hatte Jung einen solchen Treffer nicht wirklich im Sinn, als „der Ball auf der Seitenlinie hüpfte“. Er erreichte den Ball noch, schlug ihn im hohen Bogen in Richtung Strafraum und hoffte, nur „dass irgendjemand rankommt“, erinnert sich der 29-Jährige, „oder dass er in den Winkel geht“. Freud und Leid lagen bei Jung in jenem Spiel dicht beieinander: in der ersten Halbzeit ein Traumtor gemacht, in der zweiten verletzt ausgewechselt. „Ich bin nach einem Kopfball-Duell falsch aufgekommen“, sagt er. Die Folge: ein Muskelfaserriss und eine wochenlange Zwangspause.

Ein zweiter Faserriss sorgte letztlich dafür, dass Jung, zuvor verlässliche Stammkraft hinten rechts in der Käner Verteidigung, bis zur Winterpause den Sprung zurück ins Team nicht mehr schaffte. Erst am vergangenen Sonntag, bei der 0:1-Heimniederlage gegen den FC Brünninghausen, bot Trainer Thorsten Nehrbauer seinen Verteidiger erstmals nach vier Monaten in einem Liga-Spiel wieder von Beginn an auf. 

Nehrbauer hält große Stücke auf den dienstältesten Fußballer in seiner Mannschaft: „Er ist ein Spieler, der mit Leidenschaft immer wieder seine Leistung abruft.“

Er könne sich „absolut auf ihn verlassen“, lobt Jungs Einstellung, schickte ihn während der Verletzungspause zur Spielbeobachtung auf fremde Plätze. Jung, der einst beim TSV Weißtal die ersten Schritte auf dem Fußballplatz machte und dann als B-Junior zu den Sportfr. Siegen ging und dort Stammspieler zu NRW-Liga-Zeiten war, kam 2010, mit 22 Jahren, nach Kaan-Marienborn. 

Bei dem Wechsel vom Leimbachstadion ins Breitenbachtal war für Jung die berufliche Zukunft ein wichtiges Argument: „Zweimal Training am Tag hätte sich nicht mit dem Studium vereinbaren lassen, und es war für mich klar, dass ich kein Profi werden würde.“

Er wurde lieber Teil jenes Projektes, mit dem der Käner Verein Sport und Beruf bei seinen Spielern miteinander verbinden will. Nehrbauer: „Marius ist ein Vorzeige-Repräsentant des Siegerländer Weges.“  

Jung studiert neben dem Fußball an der heimischen Universität Wirtschafts-Ingenieurwesen: „Ich werde in diesem Jahr mit dem Studium fertig.“

Bei der Herkules Group, dem Hauptsponsor des 1. FC Kaan-Marienborn, arbeitet er unterdessen bereits als Vertriebs-Ingenieur, war für diesen Job schon bis nach Südamerika unterwegs. „Wir versuchen, einen Mittelweg zwischen Fußball und beruflichen Aufgaben zu finden“, erklärt Jung. Schließlich wissen sowohl die Herkules Group als auch Nehrbauer, was sie an einem Kicker zwischen Sportplatz und Hörsaal haben. 

Und Jung wiederum weiß, was er in der ersten Käner Oberliga-Saison noch erreichen will: „Möglichst viele Punkte und am Ende ein Platz im oberen Tabellendrittel.“ Ob mit Rembrandt-Toren von ihm - oder eben auch ohne.

Quelle: Carsten Loos, Siegener Zeitung

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